Editorial
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren!
Das Geschäftsjahr 2013/14 war für die EVN sehr herausfordernd. Die Verwerfungen auf den Großhandelsmärkten setzten sich fort, sodass die Stromproduktion in thermischen Kraftwerken weiterhin unter Druck stand (siehe hier). Ein rentabler Einsatz von Gaskraftwerken ist in Europa derzeit kaum möglich. Deshalb nehmen immer mehr Unternehmen ihre konventionellen Kraftwerke vom Netz. Dies hatte auch Auswirkungen auf die EVN: Im 4. Quartal 2013/14 machte die verschlechterte Prognose für die langfristige Strompreisentwicklung eine Wertminderung des Kohlekraftwerks Dürnrohr erforderlich. Diese Erwartungen führten auch zu einer Wertminderung des Beteiligungsansatzes der Verbund Innkraftwerke GmbH (siehe Erzeugung).
Für zusätzlichen Druck sorgte die Temperaturentwicklung: Die für Energieversorgungsunternehmen relevanten Heizgradtage waren sowohl in Österreich als auch in Bulgarien und Mazedonien nach dem bereits milden Winter 2012/13 im Berichtsjahr weiter rückläufig. Dies wirkte sich negativ auf die Absatzmengen aus und verursachte damit auch einen Rückgang der Umsatzerlöse (siehe Gewinn und Verlust Rechnung).
In Bulgarien und Mazedonien waren im Berichtszeitraum Wertminderungen von Firmenwerten und Kundenstöcken notwendig. In beiden Märkten war es uns in der Vergangenheit gelungen, Tarifsenkungen durch Verbesserungen im operativen Bereich so weit wie möglich auszugleichen: Die Unternehmensprozesse wurden kontinuierlich optimiert und noch wirtschaftlicher gestaltet, wichtige Kennzahlen wie Netzverluste und Inkassoquote konnten über die Jahre stetig verbessert werden. Mit den Tarifentscheidungen vom 30. Juni 2014 haben die jeweiligen Regulierungsbehörden die Rahmenbedingungen derart verändert, dass die historischen Erwartungen nach aktuellen Einschätzungen nicht mehr erfüllt werden können. (siehe Energieversorgung Südosteuropa).
Im internationalen Umweltgeschäft entstanden im 4. Quartal 2013/14 begründete Zweifel an der Realisierbarkeit der Müllverbrennungsanlage Nr. 1 in Moskau. Dies führte zu einer Forderungswertberichtigung. Für die Schlammtrocknung und Anlagenteile des Blockheizkraftwerks in Ljuberzy, Moskau, musste ebenfalls eine Wertminderung vorgenommen werden. Hingegen konnte im Oktober 2014 mit dem Verkauf an die Stadt Moskau eine Lösung für die Natriumhypochloritanlage gefunden werden (siehe Umwelt).
Die Energiewirtschaft befindet sich im Wandel und birgt große Herausforderungen, aber auch Chancen und Möglichkeiten für alle Marktteilnehmer. So zählt die EVN mittlerweile zu den größten Windparkbetreibern Österreichs und kann mit ihrem umfangreichen Portfolio an Wind-, Wasser- und Photovoltaikkraftwerken auf einen Anteil erneuerbarer Energie an ihrer Gesamtproduktion von 42,5 % verweisen. Im Bereich Wärme ist die EVN mit über 60 Anlagen der größte Naturwärmeversorger Österreichs.
Der rasante Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energie stellt aber auch eine große Herausforderung für die Versorgungssicherheit und damit für die Netzinfrastruktur dar. Deshalb investieren wir laufend in unsere Übertragungs- und Verteilnetze, gerade in unserem Heimmarkt Niederösterreich; denn das im Wandel befindliche Energiesystem fordert verantwortungsvolles und insbesondere koordiniertes Vorgehen und Augenmaß. Wie Experten diesen Wandel bewerten und wie sich die EVN darauf und noch weitere große Themen der Zukunft vorbereitet, erfahren Sie ebenfalls in diesem Ganzheitsbericht (siehe hier). Weil uns die Frage der sinnvollen Balance zwischen der fortschreitenden Nutzung erneuerbarer Energie und kompromissloser Versorgungssicherheit so stark beschäftigt, haben wir sie auch zum zentralen Thema dieses Ganzheitsberichts gemacht.
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Dipl.-Ing. Dr. Peter Layr |
Mag. Stefan Szyszkowitz, MBA |
- Detaillierte Informationen zu den Mitgliedern des Vorstands und ihrer Ressortverantwortung finden sich im Corporate Governance-Bericht siehe hier.