Die Lieferkette der EVN
Die Beschaffungsaktivitäten der EVN gliedern sich in zwei wesentliche Bereiche. Zum einen wird im Segment „Energiehandel und -vertrieb“ die Energiebeschaffung von Primärenergieträgern und Strom abgewickelt; zum anderen werden die anderen Beschaffungsaktivitäten zentral über die Konzernfunktion Beschaffung koordiniert, betreut und durchgeführt.
Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen
An den Hauptgeschäftsstandorten der EVN (Österreich, Deutschland, Bulgarien, Mazedonien) findet mit rund 5.000 Lieferanten und Auftragnehmern der Großteil der Lieferantenbeziehungen außerhalb der Energiebeschaffung statt. Die wichtigsten Herkunftsländer dieser Lieferanten sind EU-Länder. Zahlreiche Lieferanten stammen weiters aus Mazedonien, das als einziger Hauptgeschäftsstandort der EVN kein EU-Mitgliedstaat ist, sowie im internationalen Projektgeschäft auch aus der Schweiz und der Türkei.
Bei der Auswahl der Lieferanten ist das Bundesvergabegesetz zu berücksichtigen: Die EVN ist in weiten Bereichen Sektorenauftraggeber nach dem EU-Vergaberecht und hat daher die dafür geltenden Bestimmungen einzuhalten. Zudem befolgt die EVN die in der EU geltenden wettbewerbsrechtlichen Grundsätze. Bei Ausschreibungen werden regelmäßig neue Bieter berücksichtigt. Dabei werden im internationalen Projektgeschäft besonders auch Anbieter im Land des Projektstandorts zu Ausschreibungen eingeladen. Die Ungleichbehandlung von Bietern und somit die Bevorzugung lokaler Lieferanten ist jedoch unzulässig. Sowohl im Energie- als auch im Umweltgeschäft spielen Bautätigkeiten für Infrastruktur, Anlagen und Gebäude eine große Rolle. In diesem Zusammenhang arbeitet die EVN beispielsweise mit Auftragnehmern wie Baufirmen, Professionisten der einzelnen Gewerke, Planungsfirmen, Anlagen-, Rohrleitungs- und Kabelleitungsbauern, aber auch Lieferanten von Kunststoffrohren, Leiterseilen/Kabelleitungen, elektrotechnischen Anlagen, Zählern, Hardware und Software für den Betrieb von Anlagen und Infrastruktur sowie Arbeitsbekleidung zusammen.
Im internationalen Umweltprojektgeschäft setzt sich der Großteil der Projektkosten aus extern beschafftem Material sowie aus der Inanspruchnahme von Dienstleistungen (bau-, maschinen- und elektrotechnische Ausrüstungen) zusammen. Das Projektgeschäft ist gekennzeichnet durch ständig wechselnde Rahmenbedingungen. Eine hohe Anpassungsfähigkeit des Projekteinkaufs hinsichtlich Branche und Land ist daher je nach Projekt, Kunden und Technik Voraussetzung für eine erfolgreiche Projektabwicklung.
- GRI-Indikator: Anteil an Ausgaben für lokale Lieferanten an Hauptgeschäftsstandorten (EC9)
Strom- und Erdgasbeschaffung
Ein Teil der Energie, die die EVN an ihre Kunden verteilt, stammt nicht aus den eigenen Kraftwerken, sondern wird über den Markt beschafft. Bei Strom und Erdgas gibt es dabei in der Struktur der Lieferanten Parallelen: Neben mittelfristigen Zukaufverträgen mit Strom- und Erdgasproduzenten werden Strom und Erdgas auch über den Großhandelsmarkt, also über Börsen, sowie im außerbörslichen Handel über so genannte „Over-the-Counter-(OTC)-Handelsplattformen“ bilateral von individuellen Handelspartnern zugekauft.
Strom
Die Deckung des Strombedarfs der Kunden in Österreich erfolgt – abgesehen von der Erzeugung in eigenen Kraftwerken einerseits durch die Übernahme der gemäß Ökostromgesetz zugewiesenen Ökoenergie aus Österreich und andererseits über den Großhandelsmarkt bzw. über mittelfristige Zukaufkontrakte. Der Bezug über den Großhandel wird dabei für EVN und die übrigen Partner der EnergieAllianz zentral durch die e&t Energiehandelsgesellschaft mbH abgewickelt, die sich der Strombörse EEX sowie diverser bilateraler Handelspartner bedient.
Die Stromversorgungsunternehmen der EVN in Bulgarien und Mazedonien sind auf Basis gesetzlicher Vorgaben verpflichtet, den Großteil ihres Strombedarfs von den nationalen Stromerzeugern NEK bzw. ELEM zu beziehen. Die Herkunft dieser Energie ist aufgrund der noch fehlenden gesetzlichen Verpflichtung zur Stromkennzeichnung für die EVN derzeit nicht nachvollziehbar. Der restliche Anteil der beschafften Energie wird über die Großhandelsmärkte bezogen.
Erdgas
Die Erdgasbeschaffung erfolgt zu einem großen Teil über die EconGas GmbH, an der die EVN eine Beteiligung von 16,5 % hält. Sie bezieht Erdgas teils direkt von den Produzenten, teils über zwischengeschaltete Verkaufsorganisationen, aber auch über nationale und internationale OTC-Handelsplätze und Börsen, etwa in Österreich (CEGH), Deutschland (NCG) oder Holland (TTF). Aus europäischer Sicht nennenswerte Importmengen stammen dabei aus Russland, der Nordsee und der Sahara (Algerien, Libyen). Eine der wichtigsten OTC-Gashandelsplattformen, über die sowohl die EconGas GmbH als auch die EVN selbst Erdgas beziehen, ist der Central European Gas Hub.
Kohlebeschaffung
Die EVN betreibt zwei Kraftwerke, die mit Kohle betrieben werden. Die Kohlebeschaffung für das Kraftwerk Dürnrohr wird dabei von der EVN direkt abgewickelt, während die Kohlebeschaffung für das im 1. Quartal 2013/14 in Betrieb gegangene Kohlekraftwerk Duisburg- Walsum vom Partnerunternehmen Steag durchgeführt wird. Basis dafür ist ein Kohleliefervertrag der Steag mit der Steag-EVN Walsum 10 Kraftwerksgesellschaft mbH, die den Betrieb des Kraftwerks verantwortet. Damit liegt die Kohlebeschaffung für das Kraftwerk Duisburg-Walsum nicht im direkten Einflussbereich der EVN.
Die Lieferkette der EVN bei der Beschaffung der Kohle für das Kraftwerk Dürnrohr ist dreigliedrig. Direkt der EVN gegenüber stehen Kohlegroßhändler bzw. Handels- und Speditionsagenten (Tier 1), die die Kohle entweder von Kohleaufbereitungsunternehmen bzw. von Exklusivexporteuren (Kohlegroßhändler) beziehen (Tier 2). Diese wiederum beschaffen die Kohle direkt von den Minengesellschaften (Tier 3). Insgesamt bezog die EVN im Geschäftsjahr 2013/14 für die Energieerzeugung im Kraftwerk in Dürnrohr Kohle von zwei Zwischenhändlern. Rund 90 % der im Geschäftsjahr 2013/14 eingesetzten Kohle stammt aus Europa und Russland, die restlichen 10 % aus Amerika.
- GRI-Indikator: Beschreibung der Lieferkette (G4-12)