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Wirtschaftliches Umfeld

Nach einer kurzen Belebung zu Beginn des Jahres hat sich die Dynamik der Weltkonjunktur im Frühjahr 2012 spürbar verlangsamt. Die meisten großen Industrie- und Schwellenländer waren von dieser Entwicklung in unterschiedlicher Intensität betroffen. Die Vertrauens- und Schuldenkrise in den Euro-Ländern ist dafür nur teilweise verantwortlich. Auch zahlreiche Industrieländer außerhalb des Euroraums sind in einem hohen Maße von makroökonomischen Ungleichgewichten geprägt. In einigen Schwellenländern sind zuletzt interne wirtschaftliche Probleme und politische Fragestellungen deutlicher in den Vordergrund getreten als zuvor.

Im aktuellen Umfeld sind Prognosen zur weiteren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Europas deshalb mit gebührender Sorgfalt zu beurteilen. Auf Gesamtebene der Europäischen Union (EU) wird für 2012 kein Wachstum erwartet, wobei innerhalb der Eurozone weiterhin große konjunkturelle Unterschiede bestehen. Vor allem in Süd- und Südosteuropa werden die Staatsschuldenkrise und die damit Verbundenen Sparmaßnahmen der öffentlichen Haushalte weiterhin das Wirtschaftsklima belasten. Die Prognosen für das Gesamtjahr 2012 gehen für die EU von einem BIP-Rückgang in Höhe von 0,5 % aus, nach einem Wachstum um 1,5 % im Jahr 2011. Das erwartete Abklingen der Vertrauenskrise und die weiterhin expansive Geldpolitik sollen zu einer leichten Erholung der Wirtschaft in der EU im Jahr 2013 und einem prognostizierten BIP-Anstieg um bis zu 0,3 % führen.

BIP-Wachstum % 2013f 2012e 2011 2010 2009
1) Quelle: Raiffeisen Research „Strategie Globale Märkte 4. Quartal 2012“ und „Strategie Österreich & CEE 4. Quartal 2012“
2) Quelle: wiiw „Economic Prospects for Central, East and Southeast Europe“, Juli 2012, National Bank of Macedonia, August 2012
3) Quelle: WIFO Presseinformation, September 2012
4) Quelle: IHS Presseinformation, September 2012
EU-27 1) 2)   0,2–0,3 –0,5 1,5 2,0 –4,3
Österreich 3) 4)   1,0–1,3 0,6–0,8 2,7 2,3 –3,8
Bulgarien 1) 2) 4)   1,5–2,0 0,8–1,5 1,7 0,4 –5,5
Albanien 1) 2)   2,8–3,5 2,3–2,5 3,1 3,9 3,3
Kroatien 1) 2 4)   0,8–1,2 –1,2–(–1,5) 0,0 1,2 –6,0
Mazedonien 2)   2,5–3,0 1,0 3,1 1,8 –0,9

Für Österreich wurden die Erwartungen für das Jahr 2012 seit dem Frühjahr deutlich nach unten revidiert. Während die Prognose des Wirtschafts-forschungsinstituts (WIFO) ein Plus von 0,6 % aufgrund fehlender Reformen und das niedrigste Wirtschaftswachstum seit den 1980er Jahren annimmt, erwartet das Institut für Höhere Studien (IHS) ein Wachstum von 0,8 %. Für 2013 errechnet das WIFO ein BIP-Wachstum von rund 1 % und das IHS von 1,3 %.

In Albanien, Bulgarien und Mazedonien wird für 2012 und 2013 ein Wirtschafts-wachstum erwartet, das wiederholt über jenem von Österreich liegen sollte.

Die rückläufige Inlandsnachfrage und die Wirtschaftskrise bei den wichtigsten Handelspartnern Italien und Griechenland wirken sich negativ auf die albanische Wirtschaft aus. Die aktuellen Einschätzungen der BIP-Entwicklung gehen von einem Rückgang der Wachstumsrate von 3,1 % im Jahr 2011 auf bis zu 2,3 % im Jahr 2012 aus. Albanien könnte im Jahr 2012 den EU-Kandidatenstatus erlangen, was das Wirtschaftswachstum im Jahr 2013 fördern würde.

Für Bulgarien ist nach dem BIP-Wachstum um 1,7 % im Jahr 2011 aufgrund einer relativ zurückhaltenden EU-Nachfrage – insbesondere durch die erwartete Verlangsamung der Konjunktur in Deutschland – eine leichte Verringerung des BIP-Wachstums auf bis zu 0,8 % für 2012 zu erwarten. Für 2013 wird hingegen mit einem BIP-Wachstum um bis zu 2,0 % gerechnet.

Die kroatische Wirtschaft befindet sich in ihrem mittlerweile vierten Rezessionsjahr. Für 2012 wird nach einer Stagnation im Vorjahr ein Rückgang um 1,5 % angenommen. Aufgrund des für den 1. Juli 2013 geplanten EU-Beitritts Kroatiens und der damit einhergehenden Zuflüsse der EU-Struktur- und -Kohäsionsfonds liegen die Prognosen für 2013 bei einer Wachstumsrate von durchschnittlich 1,0 %.

In Mazedonien schwächen unter anderem die Schuldenprobleme der Nachbarländer das seit einigen Jahren kontinuierliche Wirtschaftswachstum deutlich ab. Nach einem Wachstum von 3,1 % im Jahr 2011 wird für 2012 ein BIP-Anstieg um 1,0 % prognostiziert, für 2013 ein Plus von 3,0 %.

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