Vorwort des Vorstands

Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Geschäftsjahr 2011/12 erwirtschaftete die EVN trotz weiterhin schwieriger Rahmenbedingungen einen Umsatz von 2.846,5 Mio. Euro, um 4,3 % mehr als im Vorjahr. Im Energiegeschäft führten der höhere Energieabsatz aufgrund des historisch kältesten Winters und die höheren Endkundenpreise in Südosteuropa zu einem Umsatzanstieg um 5,2 %. Im Umweltgeschäft lag der Umsatz aufgrund eines geringeren Projektabwicklungsvolumens um 3,3 % unter dem Vorjahresniveau.
Trotz der höheren Umsatzerlöse sank das EBITDA um 3,6 % auf 458,0 Mio. Euro. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf den Anstieg in der Position Fremdstrombezug und Energieträger, bedingt vor allem durch die höheren Beschaffungskosten für Energie und die Dotierung von Rückstellungen für drohende Verluste aus der Vermarktung der eigenen Stromproduktion, zurückzuführen. Der in der Berichts- und Vergleichsperiode durch Einmaleffekte geprägte Abschreibungsaufwand verminderte sich um 0,6 % auf 251,3 Mio. Euro. Diese Entwicklungen führten zu einem um 7,0 % unter dem Vorjahreswert liegenden operativen Ergebnis von 206,7 Mio. Euro.
Im Finanzergebnis, das sich um 26,8 % auf 53,0 Mio. Euro verbesserte, konnte das um 21,8 Mio. Euro höhere Beteiligungsergebnis das niedrigere Zinsergebnis mehr als kompensieren. Während das Ergebnis vor Ertragsteuern mit 259,7 Mio. Euro um 1,6 % unter dem Vorjahreswert blieb, stieg das Konzernergebnis aufgrund der niedrigeren Ertragsteuern sowie niedrigerer nicht beherrschender Anteile um 1,4 % auf 194,9 Mio. Euro, was zu einem Ergebnis je Aktie von 1,09 Euro (Vorjahr: 1,08 Euro) führte.
Die Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen sanken im Geschäftsjahr 2011/12 um 25,8 % bzw. 107,4 Mio. Euro auf 308,3 Mio. Euro, wobei die Schwerpunkte im Ausbau bzw. der Modernisierung der Netzinfrastruktur im In- und Ausland sowie im Ausbau der Kapazitäten für die Erzeugung erneuerbarer Energie lagen.
Angesichts des herausfordernden Umfelds und der beschriebenen Effekte können wir den Abschluss des Geschäftsjahres 2011/12 als positiv beurteilen. Wir sehen darin auch eine Bestätigung unserer Strategie, in deren Fokus eine verstärkte Konsolidierung in den bestehenden Kernmärkten und auf dem Heimmarkt sowie die Realisierung der bereits initiierten Investitionsprojekte stehen.
Unsere mittel- bzw. langfristige Unternehmensstrategie mit Fokus auf erneuerbare Energien wurde im Berichtsjahr durch die grundlegenden Veränderungen in der europäischen Energiepolitik bestätigt. Unser Ziel ist es, den Anteil der erneuerbaren Energie am Erzeugungsmix auf rund 50 % zu steigern, wobei der Ausbau der Windkraftkapazitäten im Vordergrund steht. Im Geschäftsjahr 2011/12 ist es uns gelungen, die Umsetzung dieser Strategie konsequent voranzutreiben. Wir konnten mehrere Projekte im Energiegeschäft erfolgreich abschließen.
Im Bereich Windenergie lag der Fokus in Niederösterreich. Zwei neu errichtete Windparks in Tattendorf und Glinzendorf sowie eine weitere Anlage des im Juli 2011 fertiggestellten Windparks Markgrafneusiedl speisen nunmehr Strom ins Netz ein. Parallel dazu konnten wir einen seit 2006 bestehenden Windpark in Pöttelsdorf, Burgenland, erwerben. In Bulgarien nahmen acht Anlagen des Windparks Kavarna mit einer Gesamtkapazität von 16 MW den Betrieb auf. In Summe verfügt die EVN nunmehr über insgesamt zwölf Windparks mit einer Gesamtleistung von über 190 MW, die über 100.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Kapazitätserhöhung um etwa 38 %. In Summe haben wir während der letzten Jahre etwa 200 Mio. Euro in unsere Windparks investiert.
Im Bereich Wasserkraft konnten wir nach der Akquisition einer 13 %igen Beteiligung an den 13 Innkraftwerken der VerbundInnkraftwerke GmbH im August 2011 weitere Projekte vorantreiben. In Niederösterreich wurden kleinere Anlagen in Betrieb genommen: Seit April 2012 erzeugt das revitalisierte Kleinwasserkraftwerk Schaldorf an der Mürz Strom für rund 1.500 Haushalte. An der Erlauf wurden zwei historische Kleinwasserkraftwerke mit einer Stromerzeugung für rund 200 Haushalte übernommen. Im Norden Albaniens wurde nach 30 Monaten Bauzeit die erste Kraftwerksstufe des Kraftwerks Ashta am Fluss Drin eröffnet. Die zweite Kraftwerksstufe wird voraussichtlich im März 2013 in Betrieb gehen. Mit einer Gesamtleistung von 53 MW wird das Kraftwerk jährlich 240 Mio kWh Strom erzeugen, womit rund 100.000 albanische Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgt und rund 79.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden können. Darüber hinaus verfügt die EVN derzeit über fünf Speicher- und 67 Laufkraftwerke in Niederösterreich und in der Steiermark. Mit einer Gesamtkapazität von 111,1 MW und einem Regelarbeitsvermögen von 301,9 GWh entspricht dies einer Kapazitätserhöhung gegenüber dem Vorjahr um 3,3 %.
Die Aktivitäten im Wärmegeschäft konzentrierten sich auch im Berichtsjahr auf den Ausbau der Naturwärmeprojekte. Zwei bestehende Biomasseheizwerke in Waidhofen und Aschbach wurden übernommen. Weiters eröffnete die EVN neue Anlagen in Hagenbrunn und Langenlois und nahm die Bautätigkeiten in Steyr, Amstetten und in Markt Piesting auf. Die hochmoderne Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in Steyr wird gemeinsam mit der Energie AG Oberösterreich errichtet, und sie wird mit einer thermischen Leistung von maximal 20 MW und einer elektrischen Leistung von 5 MW ab der Heizsaison 2012/13 rund 12.000 Haushalte und Betriebe mit Fernwärme bzw. Strom aus nachwachsender Biomasse versorgen. Aktuell betreibt die EVN derzeit 63 Biomasseanlagen in Niederösterreich und ist damit der größte Naturwärmeversorger in Österreich. Seit Dezember 2011 versorgt eine hochmoderne Cogeneration-Anlage in Plovdiv, Bulgarien, nach etwa einjähriger Bauzeit 33.600 Haushalte mit Wärme und speist zusätzlich Strom ins Netz ein.
Im Bereich Photovoltaik und Biogas konnten wir im Geschäftsjahr 2011/12 ebenfalls wichtige Fortschritte verzeichnen. Im Mai haben die EVN und das Land Niederösterreich das erste Bürgerbeteiligungsmodell für eine Photovoltaikanlage am Kraftwerksstandort Zwentendorf gestartet, die nach dem Ausbau 2.300 Paneele umfassten und mit einer Leistung von rund 450 kWp umweltfreundlichen Sonnenstrom für die Region erzeugen wird. Aufgrund der hohen Nachfrage ist ein weiteres Bürgerbeteiligungsmodell in Planung. Seit Anfang September 2012 bietet die EVN ihren Kunden erstmals Produkte mit Biogasanteil an und speist Biomethan aus zwei Biogasanlagen, das nicht in den Anlagen selbst verbraucht wird, in das niederösterreichische Erdgasnetz ein. Damit konnten wir die Palette an innovativen, umweltschonenden Angeboten der EVN um eine Facette bereichern.
Im Netzausbau bildeten zwei Projekte die Schwerpunkte im Geschäftsjahr 2011/12. In Niederösterreich wurde der erste Bauabschnitt der Gastransportleitung Westschiene fertiggestellt. In Kroatien werden seit Juni 2012 die ersten Gaskunden in Zadar über das von der EVN errichtete Gasnetz beliefert.
Im Umweltgeschäft gelang uns der Markteintritt in Tschechien und in Serbien. Als Generalunternehmer hat die EVN im Rahmen eines Konsortiums den Auftrag für die Planung, den Umbau und die schlüsselfertige Erweiterung einer Abwasseranlage in Prag mit einem Projektvolumen von 250,0 Mio. Euro gewonnen, wobei der Anteil der EVN 35,0 Mio. Euro beträgt. Zudem erhielt die EVN den Zuschlag zur Planung, Errichtung, Finanzierung und zum Betrieb einer Trinkwasseraufbereitungsanlage für eine Stadtgemeinde in Serbien, welche mit einem Investitionsvolumen von 25,3 Mio. Euro rund 86.000 Einwohner versorgen wird. Nach einer dreijährigen Bauzeit wird die EVN die Betriebsführung für 15 Jahre übernehmen. Auf Zypern wurden wir mit einem fünften Projekt beauftragt, das den Umbau und die Erweiterung sowie den zwölfmonatigen Betrieb der Kläranlage Larnaca umfasst. Das Projektvolumen beläuft sich auf 35,9 Mio. Euro. In Summe ist die EVN im Umweltgeschäft aktuell in 18 Ländern aktiv, und das Projektvolumen beträgt etwa 1,3 Mrd. Euro.
In der Trinkwasserversorgung Niederösterreichs hat die EVN weitere Investitionen durchgeführt und versorgt nunmehr eine halbe Million Kunden. Damit ist die EVN der zweitgrößte Wasserversorger in Österreich. Unsere 50-jährige Erfahrung in diesem Bereich kann immer mehr Gemeinden überzeugen, uns ihre Wasserleitungsnetze direkt zu übertragen. Darauf aufbauend stieg die Anzahl der direkt versorgten Kunden in der Berichtsperiode um fast 10 % auf etwa 79.000.
Neben den operativen Fortschritten in Südosteuropa erfolgte in der Berichtsperiode auch eine Konsolidierung unserer dortigen Beteiligungen. Unser Anteil an der EVN Bulgaria Electrorazpredelenie AD (EVN Bulgaria EP), Plovdiv, sowie an der EVN Bulgaria Electrosnabdiavane AD (EVN Bulgaria EC), Plovdiv, wurde von jeweils 67 % auf 100 % erhöht. Im September wurden beide Unternehmen bzw. deren Aktien aus dem Handel der Börse in Sofia genommen.
Die Optimierung der Finanzlage und die Verbesserung der finanziellen Flexibilität der EVN bildeten im Berichtsjahr 2011/12 einen weiteren strategischen Schwerpunkt. So wurde eine im Dezember 2011 fällige EUR-Anleihe von 257,4 Mio. Euro durch eine zehnjährige Anleihe in Höhe von 300,0 Mio. Euro ersetzt. Weiters wurden zwei Privatplatzierungen mit einem Gesamtvolumen von 125,0 Mio. Euro für 20 Jahre abgeschlossen. Darüber hinaus konnte eine seit September 2006 bestehende syndizierte Kreditlinie durch eine neue syndizierte Kreditlinie von 500,0 Mio. Euro ersetzt werden. Die neue Fazilität hat eine Laufzeit von fünf Jahren, dient primär als Liquiditätsreserve und stellt einen Eckpfeiler unserer stabilen Finanzierungsstruktur dar. Zusätzlich wurde nach dem Bilanzstichtag im Oktober 2012 ein langfristiges Schuldendarlehen über 121,5 Mio. Euro abgeschlossen. Im Mai 2012 hat die Ratingagentur Moody‘s das langfristige Credit Rating der EVN von A3 (stabiler Ausblick) bestätigt. Standard & Poor´s hat im August 2012 hingegen das langfristige Credit Rating der EVN im Investment-Grade-Bereich von A– auf BBB+ herabgesetzt; der Ausblick wurde von negativ auf stabil angehoben.
Diese solide Ausrichtung ermöglicht es uns, Ihnen bei der 84. ordentlichen Hauptversammlung am 17. Jänner 2013 eine Dividende von 0,42 Euro je Aktie vorzuschlagen, womit sich die Ausschüttungsquote auf 38,7 % erhöhen wird. Dabei errechnet sich zum Aktienkurs per 30. September 2012 in Höhe von 10,84 Euro eine Dividendenrendite von 3,9 %. Wir stellen damit eine attraktive Dividendenpolitik, aber auch die Finanzierung der bereits initiierten Investitionsprojekte der EVN sicher.
Ausblick: Der geschäftliche Erfolg der EVN im Geschäftsjahr 2012/13 wird von den anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen geprägt sein, daher sind unsere wirtschaftlichen und energiewirtschaftlichen Erwartungen gedämpft.
Die Terminpreise für Strom zeigen keine Trendumkehr, und die Primärenergiepreise sind unverändert hoch. Zudem haben sich die konjunkturellen Erwartungen in Europa nicht verbessert. Auf unseren Märkten in Südosteuropa gehen wir von einem schwächeren Wachstum in der ganzen Region aus. Eine weitere Herausforderung stellt infolge der geänderten regulatorischen Rahmenbedingungen die Zwischenfinanzierung der Mehrkosten für Ökostrom in Bulgarien dar.
Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen erwarten wir für das Geschäftsjahr 2012/13 ein im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleichbleibendes Konzernergebnis. Wir werden konsequent unseren Weg fortsetzen und unsere starke operative Basis nutzen, um uns auch in diesem Jahr wieder überdurchschnittlich am Markt behaupten zu können. Wir sehen unsere breite Kundenbasis auf unserem Heimmarkt und die hohe Kundenzufriedenheit unverändert als einen wichtigen Erfolgsfaktor.
Abschließend möchten wir uns bei Ihnen für das Vertrauen, das Sie uns als Aktionärinnen und Aktionäre der EVN entgegenbringen, bedanken. Unser Dank gilt auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement und ihren Beitrag zur erfolgreichen Weiterentwicklung und Positionierung der EVN. Weiters bedanken wir uns bei allen Teilnehmern der EVN Summer University – EVN SUN 2012, die in Ottenstein die gesamte Fotostrecke dieses Ganzheitsberichts gestaltet haben.
![]() |
![]() |
![]() |
Dipl.-Ing. Dr. Peter Layr Sprecher des Vorstands |
Mag. Stefan Szyszkowitz, MBA Vorstandsmitglied |
Dipl.-Ing. Herbert Pöttschacher Vorstandsmitglied |
- Detaillierte Informationen zu den Vorstandsmitgliedern und ihrer Ressortverantwortung finden sich im Corporate-Governance-Bericht.