Bericht des Aufsichtsrats

Sehr geehrte Damen und Herren!

Das Geschäftsjahr 2010/11 der EVN AG war von schwierigen markt- und energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt. Die Unsicherheiten auf den internationalen Finanz- und Kapitalmärkten, der Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland sowie der Wandel innerhalb der europäischen Energiepolitik führten zu einer hohen Volatilität und negativen Preisentwicklungen bei Primärenergieträgern. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen in der europäischen Energie- und Umweltwirtschaft wurde die EVN Strategie einer Überprüfung unterzogen. Die überarbeitete EVN Strategie zielt auf eine verstärkte Konsolidierung, die stärkere Gewichtung des Heimmarktes sowie auf ein stark fokussiertes Wachstum ab.

Der Aufsichtsrat hat die strategischen Schritte der EVN im Rahmen seiner Verantwortung aktiv begleitet und unterstützt. Er hat im Berichtszeitraum in sechs Plenarsitzungen die ihm nach Gesetz und Satzung obliegenden Aufgaben und Befugnisse wahrgenommen. Die Anwesenheitsrate bei den Sitzungen des Aufsichtsrats betrug 90 %. Eine Plenarsitzung wurde als Klausur abgehalten, in welcher die Rechte und Pflichten des Aufsichtsrats einer Aktiengesellschaft sowie die aktuellen Entwicklungen in der europäischen Energie- und Umweltwirtschaft und die strategische Ausrichtung des EVN Konzerns erörtert wurden.

Durch die Berichte des Vorstands wurde der Aufsichtsrat regelmäßig, zeitnah und umfassend über alle relevanten Fragen der Geschäftsentwicklung, einschließlich der Risikolage und des Risikomanagements der Gesellschaft und wesentlicher Konzernunternehmen, informiert. Aufgrund dieser Berichterstattung hat der Aufsichtsrat die Geschäftsführung des Vorstands laufend überwacht und begleitend unterstützt. Die Kontrolle, die im Rahmen einer offenen Diskussion zwischen Vorstand und Aufsichtsrat stattgefunden hat, hat zu keinen Beanstandungen Anlass gegeben. Anregungen des Aufsichtsrats wurden vom Vorstand aufgegriffen.

Kapitalerhöhung und Investitionen

Von den wesentlichen Entscheidungen des Aufsichtsrats im Geschäftsjahr 2010/11 ist vor allem die Kapitalerhöhung anzuführen, die im Oktober 2010 auf Grundlage der in der ordentlichen Hauptversammlung vom 21. Jänner 2010 erteilten Genehmigung durchgeführt wurde. Durch die Kapitalerhöhung wurde die Kapitalstruktur des Unternehmens gestärkt und die Umsetzung langfristiger Investitionsprojekte gesichert. Neben der Genehmigung des Konzernbudgets ist insbesondere auch die Umsetzung der Road Map zur Beendigung der offenen Fragen in Mazedonien als Voraussetzung für eine positive Entwicklung der EVN Macedonia AD hervorzuheben. Des Weiteren hat der Aufsichtsrat der Zwischenfinanzierung der Adaptierung des Dampferzeugers im Steinkohlekraftwerk Duisburg-Walsum seine Zustimmung erteilt. Mit der Genehmigung des Erwerbs von 26 % der Anteile an der VERBUND-Innkraftwerke GmbH gemeinsam mit WIEN ENERGIE GmbH sowie der Genehmigung eines Biomasse- und eines Windparkprojekts (Biomassekraftwerk Steyr und Windpark Wulkatal West) wird der strategischen Ausrichtung im Bereich der Erzeugung Rechnung getragen. Im Bereich Umwelt hat der Aufsichtsrat Trinkwasseraufbereitungs- und Abwasserentsorgungsprojekte genehmigt.

Neue Zusammensetzung des Aufsichtsrats, des Beirats für Umwelt und soziale Verantwortung und des Vorstands

Da die Funktionsperiode aller dreizehn von der Hauptversammlung gewählten Mitglieder des Aufsichtsrats mit Beendigung der ordentlichen Hauptversammlung am 20. Jänner 2011 ausgelaufen ist, hat die Hauptversammlung die Zahl der von der Hauptversammlung gewählten Mitglieder des Aufsichtsrats auf zehn verringert und gemäß der Satzung zehn Personen auf die längste nach dem Aktiengesetz zulässige Zeit, somit bis zu jener Hauptversammlung, die über die Entlastung für das Geschäftsjahr 2014/15 zu beschließen hat, in den Aufsichtsrat gewählt. Dadurch hat sich auch die Anzahl der in den Aufsichtsrat entsandten Belegschaftsvertreter auf fünf verringert.

Bei der Konstituierung des Aufsichtsrats wurden satzungsgemäß der Vorsitzende und zwei Stellvertreter gewählt. Dr. Burkhard Hofer, bislang Vorstandsmitglied und Sprecher des Vorstands, wurde in Übereinstimmung mit Regel 55 des Österreichischen Corporate Governance Kodex zum Vorsitzenden gewählt. Dipl.-Ing. Stefan Schenker wurde zum ersten Stellvertreter des Vorsitzenden des Aufsichtsrats sowie zum Vorsitzenden des Prüfungsausschusses wiedergewählt. Zum zweiten Stellvertreter des Vorsitzenden des Aufsichtsrats wurde Mag. Willi Stiowicek gewählt.

Gemäß der Anforderung des Österreichischen Corporate Governance Kodex und der Geschäftsordnung für den Aufsichtsrat hat der Aufsichtsrat einen Prüfungsausschuss, einen Personalausschuss, der zugleich als Vergütungsausschuss und Nominierungsausschuss fungiert, sowie einen Arbeitsausschuss eingerichtet. Der Aufsichtsrat hat die Mitglieder des Beirats für Umwelt und soziale Verantwortung für die Funktionsperiode von 2011 bis 2015 bestellt.

Nachdem der Sprecher des Vorstands per 20. Jänner 2011 aufgrund seines Pensionsantritts aus dem Vorstand der EVN AG ausgeschieden ist, wurde im Vorfeld vom Aufsichtsrat eine teilweise Neuordnung der Vorstandsagenden erarbeitet. Mag. Stefan Szyszkowitz, MBA, wurde in den Vorstand berufen und Dipl.-Ing. Dr. Peter Layr wurde zum Sprecher des Vorstands ernannt.

Der Aufsichtsrat dankt den ausgeschiedenen Mitgliedern des Aufsichtsrats sowie des Beirats für Umwelt und soziale Verantwortung für ihre Mitwirkung in den Organen der Gesellschaft und insbesondere Dr. Rudolf Gruber für sein 43-jähriges erfolgreiches Wirken in Vorstand und Aufsichtsrat der EVN.

Österreichischer Corporate Governance Kodex, Ausschüsse des Aufsichtsrats

Als börsenotiertes Unternehmen bekennt sich die EVN zur Einhaltung des Österreichischen Corporate Governance Kodex. Der Aufsichtsrat ist bestrebt, den Bestimmungen des Kodex, die den Aufsichtsrat betreffen, konsequent zu entsprechen. In diesem Sinne werden alle Regeln, welche die Zusammenarbeit des Aufsichtsrats mit dem Vorstand sowie den Aufsichtsrat selbst betreffen, bis auf eine Abweichung, die entsprechend begründet wurde, eingehalten.

Gemäß der Anforderung des Österreichischen Corporate Governance Kodex hat sich der Aufsichtsrat mit der Effizienz seiner Organisation und seiner Arbeitsweise beschäftigt. Als wesentliche Maßnahmen hat der Aufsichtsrat die Verkleinerung seines Prüfungsausschusses von acht auf sechs Mitglieder sowie die Aufteilung der von der Hauptversammlung am 20. Jänner 2011 festgelegten Aufsichtsratsvergütung beschlossen. Der Personalausschuss des Aufsichtsrats hat in sechs Sitzungen Angelegenheiten, welche die Beziehungen zwischen der Gesellschaft und den Vorstandsmitgliedern betreffen, behandelt. Der Arbeitsausschuss des Aufsichtsrats hat im Berichtsjahr fünf Sitzungen abgehalten, welche insbesondere die Kapitalerhöhung sowie die Sanierung des Dampferzeugers im Steinkohlekraftwerk Duisburg-Walsum zum Gegenstand hatten.

Der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats hat im Geschäftsjahr 2010/11 zweimal getagt und sich vor allem mit dem Halbjahresabschluss 2010/11 inklusive der Erwartung für das Geschäftsjahr und der Vorbereitung der Beschlussfassung über den Jahresabschluss sowie der Bestellung und der Arbeit des Abschlussprüfers befasst. Darüber hinaus hat er aktuelle Entwicklungen aus den Geschäftsbereichen, insbesondere die aktuelle Lage in Südosteuropa, die Umsetzung der Road Map in Mazedonien, die Entwicklungen bei EVN Bulgaria Toplofikatsia EAD, Plovdiv, den Status beim Steinkohlekraftwerk Duisburg-Walsum, die Beteiligung an der VERBUND-Innkraftwerke GmbH sowie das geplante Finanzierungsmodell für Umweltprojekte, erörtert und sich eingehend mit der Wirksamkeit des internen Kontroll-, Revisions- und Risikomanagementsystems beschäftigt.

Jahresabschluss und Konzernabschluss

Die zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2010/11 vom 1. Oktober 2010 bis zum 30. September 2011 bestellte KPMG Austria GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft, Wien, hat den nach den österreichischen Rechnungslegungsvorschriften erstellten Jahresabschluss zum 30. September 2011 der EVN AG sowie den Lagebericht des Vorstands geprüft und den Corporate-Governance-Bericht evaluiert. Sie hat über das Ergebnis der Prüfung schriftlich berichtet und den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt. Nach eingehender Prüfung und Erörterung im Prüfungsausschuss sowie im Aufsichtsrat billigte der Aufsichtsrat den vom Vorstand vorgelegten Jahresabschluss zum 30. September 2011 samt Anhang, Lagebericht und Corporate-Governance-Bericht sowie den Vorschlag für die Gewinnverwendung. Damit ist der Jahresabschluss zum 30. September 2011 gemäß § 96 Abs. 4 des österreichischen Aktiengesetzes festgestellt. Der Konzernabschluss wurde nach International Financial Reporting Standards (IFRS) aufgestellt, ebenfalls von der KPMG Austria GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft, Wien, geprüft und mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Der Aufsichtsrat hat den Konzernabschluss samt Konzernanhang und den Konzernlagebericht zustimmend zur Kenntnis genommen.

Abschließend dankt der Aufsichtsrat dem Vorstand und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des EVN Konzerns für ihren Einsatz und ihr Engagement im Geschäftsjahr 2010/11. Besonderer Dank gilt auch den Aktionären, Kunden und Partnern der EVN für das entgegengebrachte Vertrauen.

Maria Enzersdorf, am 14. Dezember 2011

Für den Aufsichtsrat:
Unterschrift Hofer
Präsident Dr. Burkhard Hofer

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