Business Unit Südosteuropa
Seit Dezember 2007 erfasst das Business Unit Südosteuropa zusätzlich zu den bulgarischen und mazedonischen Tochtergesellschaften auch die Aktivitäten des bulgarischen Fernwärmeversorgers TEZ Plovdiv.
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Business Unit Südosteuropa | 2008/09 | 2007/08 | Veränderung | 2006/07 | |
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Mio. EUR | Mio. EUR | Mio. EUR | % | Mio. EUR | |
Umsatz | 878,7 | 754,3 | 124,4 | 16,5 | 623,9 |
Operatives Ergebnis (EBIT) | 7,1 | 16,5 | –9,4 | –57,1 | 3,3 |
Ergebnis vor Ertragsteuern | –18,4 | –6,3 | –12,1 | – | –13,0 |
Investitionen | 104,8 | 153,2 | –48,3 | –31,6 | 83,2 |
Eine beachtliche Absatzsteigerung von 39,8 % auf 260 GWh konnte im Wärmeverkauf in Bulgarien erzielt werden, die einem Anteil von 16,5 % (Vorjahr: 13,7 %) am gesamten Wärmeverkauf der EVN entspricht und im Wesentlichen auf den erstmaligen vollständigen Einbezug von TEZ Plovdiv zurückzuführen ist. Der Strom-Netzabsatz und der Stromverkauf in Bulgarien waren mit 1,1 % hingegen leicht rückläufig. In Mazedonien konnte trotz eines leichten Rückgangs des Strombezugs aufgrund der Wirtschaftskrise die Absatzmenge maßgeblich um 5,3 % auf 5.250 GWh gesteigert werden. Grund dafür war die deutliche Senkung der Netzverluste durch eine Vielzahl operativer Maßnahmen.
Zusätzlich zur positiven Verkaufsentwicklung im Strombereich in Mazedonien bzw. im Wärmebereich in Bulgarien wirkten die geringfügigen Erhöhungen der Absatzpreise im November 2008 in Mazedonien bzw. Juli 2008 in Bulgarien positiv auf den Umsatz. In Summe konnte eine Umsatzsteigerung von 16,5 % bzw. 124,4 Mio. Euro auf 878,7 Mio. Euro erzielt werden.
Umsatz- und Ertragslage
Diese preis- und mengenbedingt positive Entwicklung wurde durch korrespondierende Anstiege der Aufwendungen für Fremdstrombezug und Energieträger abgeschwächt. Darüber hinaus wirkten ein Anstieg der Personalaufwendungen – Aufwendungen für Restrukturierungsmaßnahmen in Mazedonien und kollektivvertragliche Anpassungen in Bulgarien waren höher als der Effekt der Reduktion der Mitarbeiterzahl – sowie höhere Forderungsabschreibungen und gestiegene Rechts- und Beratungsaufwendungen belastend. Dadurch konnte die insgesamt positive energiewirtschaftliche Entwicklung nicht auf das EBIT übertragen werden, das mit 57,1 % bzw. 9,4 Mio. Euro auf 7,1 Mio. Euro zurückging.
Investitionstätigkeit
Insgesamt erreichten die Investitionen im Business Unit Südosteuropa ein Volumen von 104,8 Mio. Euro. Davon floss ein Großteil in den Ausbau der Infrastrukturen von Netzen und Zählern, in die Verbesserung der Versorgungssicherheit und -qualität sowie in die Reduktion der Netzverluste.
Die EVN AG hat am 8. Mai 2009 gegen die Republik Mazedonien zum Schutz ihrer in Mazedonien getätigten Investitionen ein Verfahren gemäß dem „Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Republik Mazedonien über die Förderung und den Schutz von Investitionen“ und gemäß dem „Vertrag über die Energy Charter“ eingeleitet. Hintergrund für diese Ankündigung sind anhaltende diskriminierende Maßnahmen der Republik Mazedonien und einzelner Staatsbetriebe gegen EVN in der Republik Mazedonien. Dies betrifft unter anderem Forderungen aus unbezahlten Stromlieferungen aus der Zeit vor der Privatisierung (1995–2005) im Ausmaß von bis zu ca. 93,0 Mio. Euro zuzüglich Zinsen, die gegen EVN Macedonia gerichtlich geltend gemacht wurden. EVN Macedonia wurde zur Zahlung dieser Summe zuzüglich Zinsen erstinstanzlich verurteilt, wogegen EVN Macedonia am 13. Mai 2009 Berufung erhoben hat. Das Gericht hob am 1. Oktober 2009 in zweiter Instanz das Urteil wegen grober Verfahrensmängel auf. Die Fortsetzung des Verfahrens ist für Februar 2010 vorgesehen.
Ausblick
Der Restrukturierungs- und Integrationsprozess der Geschäftseinheiten in Südosteuropa schreitet zügig voran und spiegelt sich in den stark reduzierten Mitarbeiterzahlen und in dem deutlichen Rückgang der Netzverluste wider.
Die Energienachfrage stützt sich mittelfristig unverändert auf ein über dem europäischen Durchschnitt liegendes Wirtschaftswachstum. Infolge der Konjunkturschwäche wird im Geschäftsjahr 2009/10 jedoch mit einem leichten Rückgang des Stromabsatzes in der gesamten Region gerechnet.
Der Marktöffnungsprozess in Bulgarien und die nunmehrige völlige Marktliberalisierung seit dem Jahr 2007 stellen alle Strommarktteilnehmer vor eine neue Herausforderung. Die mit 1. Juli 2008 in Kraft getretene fünfjährige Regulierungsperiode sowie die seit 1. Juli 2009 gültigen Parameter des neuen Systems machen die nach wie vor unzufriedenstellenden Rahmenbedingungen zum Teil stabiler und kalkulierbarer.
Die Umstrukturierung der Mitte Dezember 2007 erstkonsolidierten Fernwärmegesellschaft TEZ Plovdiv läuft plangemäß. Die Errichtung einer Cogeneration-Anlage, welche im Geschäftsjahr 2011/12 in Betrieb genommen werden soll, wird im Geschäftsjahr 2009/10 begonnen.
In Mazedonien trat im September 2008 ein neues Energiegesetz in Kraft, welches in weiterer Folge zu stark steigenden Energiebezugskosten für EVN führte, ohne dass das Regulativ die Möglichkeit vorsah, die gestiegenen Kosten an den Endkunden weiterzugeben. Aktuell wird in Mazedonien auf Forderung der EU bzw. der Energy Community an der Harmonisierung des Energiegesetzes mit der EU-Binnenmarktrichtlinie sowie der Änderung des Regulativs mit dem Prinzip der Kostendeckung gearbeitet. Die Änderungen dieser Rahmenbedingungen würden die negativen Auswirkungen auf die Finanzlage der EVN in Mazedonien beseitigen.
In Summe wird im Geschäftsjahr 2009/10 im Business Unit Südosteuropa mit einer stabilen Umsatz- und Ergebnisentwicklung gerechnet. Aufgrund eines Konzessionsvertrags werden im Jahr 2010 die Bauarbeiten für die Gasnetze in Zadar und Split, Kroatien, beginnen. Insgesamt werden die Investitionen im Geschäftsjahr 2009/10 gegenüber dem Vorjahr leicht ansteigen.