Vorwort des Vorstands

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre!
Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise, die ihren vorläufigen Höhepunkt im ersten Halbjahr 2009 erreicht zu haben scheint, veranschaulichte auf dramatische Weise, wie fatal sich kurzsichtige Entscheidungen und Gewinnmaximierung um jeden Preis auf die Gesamtwirtschaft, aber auch auf die Stabilität der Wirtschaftssysteme auswirken können. Die EVN hat in diesem Umfeld nicht nur rechtzeitig und erfolgreich auf geänderte Vorzeichen reagiert, sondern gleichzeitig auch den Mut bewiesen, ihrer langfristigen Strategie mit der Realisierung ausgewählter Wachstumsprojekte treu zu bleiben. Diese zentralen Wachstumsprojekte und die damit verbundenen Zielsetzungen werden deshalb auch zu Beginn des vorliegenden Geschäftsberichts inszeniert und vorgestellt.
Lassen Sie uns nun aber die wichtigsten Entwicklungen des Geschäftsjahres 2008/09 erörtern: Dank der positiven Entwicklung in beiden Segmenten konnten wir in Summe eine Umsatzsteigerung von 13,8 % auf 2.727,0 Mio. Euro erzielen. Im Segment Energie war die positive Entwicklung auf den höheren Stromabsatz in Mazedonien und den gestiegenen Wärmeabsatz in Österreich und Bulgarien zurückzuführen – aber auch auf Preisanpassungen, die aufgrund höherer Primärenergiepreise der Vorperioden notwendig wurden. Im Segment Umwelt konnte trotz der zeitlichen Verzögerung von Projekten, die unsere Auftraggeber aufgrund der geänderten Finanzierungssituation vornehmen mussten, eine beachtliche Umsatzsteigerung erzielt werden. In Summe können wir daher die Umsatzentwicklung des Geschäftsjahres als durchaus zufriedenstellend bezeichnen.
Bei der Entwicklung des operativen Ergebnisses zeigten die hohen Bezugspreise für Fremdstrom und Primärenergieträger, die im Sommer 2008 historische Höchstpreise erzielten, aufgrund von Terminkäufen erst im Berichtsjahr ihre volle negative Wirkung. Mit 373,4 Mio. Euro erreicht das EBITDA aber dennoch ein Niveau, das leicht über dem Wert des Vorjahres liegt, ebenso das EBIT mit 175,2 Mio. Euro. Das Finanzergebnis konnte nicht an das Vorjahr anschließen; das Beteiligungsergebnis ging vor allem aufgrund eines geringeren Beitrags der Rohöl-Aufsuchungs AG deutlich zurück, wofür der Preisrückgang für Rohöl und Erdgas verantwortlich war. Das sonstige Finanzergebnis stieg zwar aufgrund der jüngsten Erholung auf den Finanzmärkten, blieb jedoch trotz einer deutlichen Verbesserung weiterhin leicht negativ. In Summe war damit ein Rückgang des Finanzergebnisses um 26,2 % auf 50,8 Mio. Euro zu verzeichnen. Das Ergebnis vor Steuern lag deshalb mit 226,0 Mio. Euro um 4,0 % und das Ergebnis je Aktie mit 1,09 Euro um 4,8 % unter dem Vorjahreswert. Trotz dieses leichten Ergebnisrückgangs werden wir Ihnen bei der 81. ordentlichen Hauptversammlung am 21. Jänner 2010 eine gleichbleibende Dividende von 0,37 Euro je Aktie vorschlagen. Wir wollen damit eine kontinuierliche Dividendenpolitik sicherstellen, die es aber auch ermöglicht, das weitere Wachstum der EVN zu finanzieren.
Die Ziele unserer Investitionspolitik sind klar formuliert: Wir wollen mittelfristig 40 % bis 60 % des gesamten Stromabsatzes aus eigenen Erzeugungsanlagen bzw. durch langfristige Bezugsrechte an fremden Kraftwerken abdecken können. Der Vergleichswert für das Berichtsjahr liegt bei 17,8 % und veranschaulicht das Ausmaß der hierfür notwendigen Investitionen. Im Berichtsjahr konnten auf diesem Weg wichtige Meilensteine gesetzt werden. Die Arbeiten zur Errichtung des Steinkohlekraftwerks im deutschen Duisburg-Walsum, das EVN in Kooperation mit der Evonik Steag GmbH realisiert, steht vor Fertigstellung; nach der Inbetriebnahme im Jahr 2010 wird die anteilige Jahreserzeugung der EVN etwa 1.600 GWh betragen. Plangemäß verläuft auch die Realisierung des Energiekonzepts für den niederösterreichischen Zentralraum auf dem EVN Areal in Dürnrohr/Zwentendorf, wo mehrere Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 200 Mio. Euro nahezu vollständig abgeschlossen wurden. In Albanien konnten wir im Rahmen eines Joint Venture die Vorarbeiten zur Errichtung von drei Speicherkraftwerken am Devoll-Fluss fortsetzen, im Juni 2009 erfolgte die Grundsteinlegung. Die Errichtung eines weiteren Wasserkraftwerks ist in Kooperation mit der Verbundgesellschaft am Fluss Drin angestrebt. In Bulgarien erhielten wir gegen Ende des Berichtsjahres von den politischen Entscheidungsträgern grünes Licht zur Errichtung von Wasserkraftwerken am Fluss Gorna Arda. Wie wichtig uns bei dem Ausbau unserer Kapazitäten der Einsatz erneuerbarer Energieträger ist, veranschaulichen auch mehrere Windkraftprojekte, die wir in Niederösterreich, aber auch in Ost- und Südosteuropa realisieren wollen.
Parallel zu diesen Projekten investieren wir laufend in die Instandhaltung und den Ausbau unserer Netzinfrastruktur – in Niederösterreich ebenso wie in unseren Märkten in Bulgarien und Mazedonien. Der Baustart zur Errichtung der überregionalen Gastransportleitung „Südschiene“, die die Versorgung Niederösterreichs nachhaltig absichern wird, bildet dabei das Highlight des Berichtsjahres. Die Expertise der EVN im Gasbereich wurde durch die Vergabe einer Konzession für die Erdgasverteilung und -versorgung in der Gespanschaft Zadar in Kroatien im Berichtsjahr auch international gewürdigt. Ein Konzessionsvertrag für die Ergasverteilung und -versorgung in Split wurde am 25. November 2009 unterzeichnet.
Auch im Segment Umwelt konnte die EVN im Geschäftsjahr mehrere Projekte akquirieren. In Litauen erhielten wir beispielsweise den Zuschlag für die Errichtung einer Kläranlage, in Montenegro wurden wir mit dem Bau eines Abwasserentsorgungssystems beauftragt. Weitere Referenzprojekte bilden eine fertig gestellte Schlammbehandlungsanlage für die litauische Hauptstadt Vilnius, sowie die Modernisierung und Erweiterung zweier Großkläranlagen in Warschau und Kielce, Polen. Mit der Übernahme von fünf weiteren Ortsnetzen in Niederösterreich konnte EVN die Anzahl der direkt mit Trinkwasser versorgten Kunden von 41.500 auf 50.000 Einwohner erhöhen. Zudem erfolgte in diesem Geschäftsfeld der Spatenstich zur Errichtung einer 40 km langen überregionalen Trinkwasser-Verbindungsleitung, die bis 2011 fertig gestellt sein wird.
Mit der erfolgreichen Emission von fünf Anleihen im Berichtsjahr – das Gesamtvolumen belief sich auf 470 Mio. Euro – und einer generell konservativen Bilanz- und Finanzierungspolitik stellen wir sicher, dass die EVN ihre Investitionsprojekte plangemäß realisieren kann, ohne die laufende Liquidität zu gefährden. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit allen diesen Vorhaben und Aktionen, die wir heute setzen, auch morgen unserem Leitspruch „Energie vernünftig nutzen“ gerecht werden können. Bei Ihnen als Aktionärinnen und Aktionäre der EVN möchten wir uns für das Vertrauen, das Sie uns auf diesem Weg entgegen bringen, bedanken. Unser Dank gilt auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement, mit dem sie sich den täglichen Herausforderungen stellen.
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Generaldirektor Dr. Burkhard Hofer (Sprecher des Vorstands) |
Dipl.-Ing. Dr. Peter Layr (Mitglied des Vorstands) |
Dipl.-Ing. Herbert Pöttschacher (Mitglied des Vorstands) |